Für Elf. Dankbar, dass ich Dir begegnen durfte.
Nordrhein-Westfalen – das Bundesland mit dem Bindestrich, mitten im Kernland des zivilisierten Europa, geprägt durch Industrie und Bevölkerungsdichte, durch die fruchtbaren Lößböden, von denen jedes Erdkundebuch schwärmt. Kaum ein Quadratmeter spiegelt hier nicht Geschichte wider, von den Urzeitfunden des Neanderthals über die Spuren der Römer bis hin zu den Denkmälern der Gründerzeit – ein Land so reich, dass ihm jede Zukunft offen steht …
…und mittendrin drei Löcher. Garzweiler, Hambach, Inden, die Braunkohletagebaue, nach der Ölkrise der 70er Jahre Garanten für die Energieversorgung von Bevölkerung und Industrie, doch heute, da es längst Alternativen gibt, ein Dinosaurier, dessen Ende gewiss ist, der jedoch im Todeskampf noch mitzureißen versucht, was er für das Seine hält: Dörfer und Wälder am Grubenrand, Menschenschicksale und bedrohte Tierarten, ja, die Zukunft der Menschheit, die an der Klimakrise zu scheitern droht.
Wie unter einer Tarnkappe wütet die Abbau-Maschinerie des Kohleriesen RWE kaum 30 Kilometer vom Düsseldorfer Landesparlament entfernt – schwer zu glauben, was sich hier mitten im modernen NRW abspielt, an Kultur- und Umweltvernichtung, an Menschenverachtung und auch an politischem Unvermögen. Gleichzeitig leben die Besetzer im Hambacher Wald vor, wie es anders gehen könnte, mit mehr Solidarität und weniger Verschwendung. Mit ihren Körpern stellen sie sich den Maschinen in den Weg und schenken auch den Menschen in den Dörfern die nötige Hoffnung, sich zum Widerstand aufzuraffen. Es ist Bewegung im Rheinischen Revier; die Tarnkappe lüftet sich.
Die Fotos auf dieser Website zeigen, was darunter ist – die Schönheit des Hambacher Waldes, das Wunder von Lützerath, die Kreativität der Menschen, die dort Utopien bauen, die Vielfalt der wachsenden Klimagerechtigkeitsbewegung, die schwindenden und dennoch hoffenden Dörfer, schließlich die Zerstörung durch Bagger und Motorsägen und die tätige Mithilfe der Polizei, die nicht nur der Umwelt, sondern auch der Demokratie einen Bärendienst erweist. Sie erzählen eine Geschichte mit offenem Ende, die jetzt schon ein Geschenk ist für alle, die mit ihr in Berührung kommen.
Über diese Website: Die Galerien sind so sortiert, dass Ihr Bilder von Polizisten und Zerstörung meiden könnt, wenn Ihr möchtet. „Hambacher Wald“ zeigt den Wald, die Besetzung und einige Aktionen, „Bewegung“ skizziert den Widerstand in Wald und Dörfern und zeichnet die Geschichte Lützeraths von 2020 bis 2022 nach, „Dörfer“ blickt auf das, was noch ist, „AbBau“ sammelt Bilder von der Zerstörung im Großen und im Kleinen, und „Les Bleus“ malt ein Bild von der Rolle der Staatsgewalt.
Stichworte, die es Euch ermöglichen, ein Thema quer durch die Galerien zu verfolgen – etwa die „Immerather Mühle“ im Winter, im Sommer und am Tag ihrer Zerstörung oder die vielen „Infopoint“s im Hambacher Wald, die immer wieder neu und bunt entstehen, auch wenn sie noch so oft zerstört werden – sind in Arbeit.
Über mich: Barbara Schnell, freie Journalistin (jahrelang Stamm-Filmkritikerin beim Bonner Generalanzeiger, Computertexte für Die Zeit, Diverses für Rheinische Post, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau …), Fotografin (St. Georg, ReiterRevue, Pferdesport International, Eurodressage …), Übersetzerin der „Outlander“-Romane von Diana Gabaldon – vom Schicksal mit Herzens-Jobs gesegnet. Diese Website ist kein Job, aber sie kommt von Herzen.